Matthäus Bär

„Auf der schiefen Bahn“

Beitrag für Zuschnitt #89 – Zeitschrift für Werke aus Holz

In den vergangenen 50 Jahren erlebte Skateboarden mehre Hochs und Tiefs in Sachen Popularität und sozialer Akzeptanz. Was früher als Randsportart und rebellische Aneignung von öffentlichem Raum galt, ist heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dem Skate-Boom der 1990er folgte eine Kapitalisierung des jugendlichen Bedürfnisses an Bewegung und Zugehörigkeit. Sinnbildlich dafür stehen Halfpipes und Rampen in der Peripherie jedes mittelgroßen Ortes des Landes, angekauft von fragwürdigen Massenproduzenten und aufgrund von Dimension und Radius kaum von lokalen Skateboardenden befahrbar. Andererseits sind Do-it-yourself und Selbstbefähigung als Grundmotive in der Skateboard-Bewegung verankert. Um ortsunabhängig cruisen zu können, wurden im Amerika der 1970er Jahre erste Halfpipes aus Holz konstruiert – eine Reminiszenz an die leeren Swimmingpools, in denen Skateboarden seine Anfänge nahm. Lange vor dem Internet zirkulierten Baupläne und Anleitungen von zu befahrenden obstacles innerhalb der Skate-Gemeinschaft. Das Schaffen von gemeinsamen Plätzen an vormaligen Nicht-Orten, mitunter auch baulich, ist ein wesentlicher Aspekt des Rollbrettwesens. Mittlerweile beansprucht diesen widerständigen Gestus nicht nur eine mittellose urbane, sondern auch die eigenheimbesitzende Gruppe für sich. Zahlreiche Kanäle und Videos bieten Instruktionen für die beste, private Miniramp für den eigenen Hinterhof und Garten. Ob heimwerkerisch oder sportlich, schlussendlich verspricht Skateboarden vor allem eines: das selberermächtigte Überwinden von Hindernissen. […]