Matthäus Bär

“Stromgitarre, Schlagzeug, Bass”

Liedtexte erschienen auf „Stromgitarre, Schlagzeug, Bass“, Phonotron 2015.

Das ganze Album hier anhören.

 


Rockbär

Das ist hier kein Kindergarten, das ist eine Rockband,

das ist hier kein Kindergarten, das ist eine Rockband,

Stromgitarre, Schlagzeug, Bass, das macht allen Kindern Spaß

 

Wilde Wörter einstudiert, das ist eine Rockband,

elektronisch sturmfrisiert, das ist eine Rockband,

Für die Amplifikation schrei’ ich in das Mikrofon

 

Yeah, oh yeah, Matthäus Bär ist wieder da, und singt wieder seine Lieder

 

Heiße Luft und enge Jeans, das ist eine Rockband,

Effektpedal, verzerrt und clean, das ist eine Rockband,

Für die Rockrevolution schrei ich in das Mikrofon

 

 

Stadlied 

So soll es sein, in unsrer Stadt:

Lass uns auf Zehenspitzen durch die engen Straßen flitzen, 

wenn der Wind die Mützen füllt und grausam durch die Gassen brüllt,

man kann nicht mit der Straßenbahn so schnell wie mit dem Fahrrad fahren,

die Mülltonnen stehen vor dem Haus, es schaut der ganze Müll heraus,

und wenn das Abendsonnenlicht sich in den Fensterscheiben bricht,

und sind die Stiegen abgenützt, haben sie schon viele Leut‘ benützt,

wie du am Gehsteig Roller fährst und mit den Fußgängern verkehrst,

es ärgert sich der Buschauffeur, er hat keine Fahrgäste mehr,

und küsst ein Frosch die Meerjungfrau, sieht das der Nachbar ganz genau,

im Park da sitzen schweigend Leute, lesen Zeitungen von heute, 

wir fahren mit dem neuen Bus zum Baden an den alten Fluss, 

die Jugendlichen sind vulgär und haben kein Benehmen mehr,

sind alte Menschen arg schockiert, ist meistens eher nichts passiert,

fällt dir noch eine Strophe ein, die Stadt, die Stadt, so soll sie sein…

 

Hoch auf den Dächern, wo die Wetterhähne krähen,

und schon ganz früh, sich die Hochbaulastenkräne drehen,

da will ich mit dir auf dem höchsten Schornstein stehen, 

um zuzusehen, wohin all die andren Menschen gehen

 

 

Mondlied

Deine Augen lügen nicht, auch wenn du nochmals fragst, 

am Fenster ein Gespensternest, weil du das gern so magst

 

Der Müller küsst die Müllerin, wenn sie noch leise träumt,

gemeinsam haben sie zuvor die Wohnung umgeräumt

 

Kurz bevor der Regen fällt, ist unsre Nacht zu warm,

und du drehst dich von deiner Seite nun auf meinen Arm

 

Im Schatten eines Mangobaums fällt dieses eine Wort,

und darum denken wir so gern zurück an diesen Ort

 

Der Mond lacht sich den Buckel krumm, 

mein Kind, du hältst mich wohl für dumm, 

denn unsre Lügen haben Beine,

und deine kürzere als meine

 

 

Größenwahn

Wenn du mich fragst, wie alt ich bin,

dann sag ich dir, 1234567 oder 8, frag’ mich nochmal im Herbst,

wie ist das denn bei dir und deinen grauen Haaren, die du färbst, 

kannst du denn überhaupt noch ohne Gleitsichtbrille sehen?

 

Siehst du meine Füße stehen im Wind,

und wo der Pfeffer wächst, da zählen sie rückwärts an den Zehen bis zehn,

und wenn ich einmal älter bin, dann bekommst du keinen Kuss,

hast du gedacht, das geht so immer fort?

 

Denn dann lebe ich auf großem Fuß,

an einem anderen Ort, und tanze gern zur Geisterstund’ Ballet,

dann werd’ ich ins Kino gehen und aller Arten Filme sehen,

und frühstücke zur Mittagszeit im Bett

 

Wenn ich einmal so alt bin wie du,

dann schauen mir die kleinen Kinder zu,

wie ich über ihre Köpfe seh’,

und die größten Pflaumen dort erspäh‘

 

Und wenn mein Größenwahn sich legt und nicht mehr deine Schuhe trägt, 

dann will ich nicht erwachsen sein, dann will ich lieber heim

 

 

999 (Nein!)

Komm’, steh endlich auf, es ist schon wirklich spät,

wir müssen uns beeilen,es ist ein weiter Weg

 

Vergiss nicht deine Socken, und putze dir die Zähne,

iss noch schnell dein Müsli auf, und kämme deine Mähne

 

Du hast sicher Hunger, ruh’ dich aus du bist erschöpft,

und deine Nase läuft schon wieder, und du hast dich verknöpft

Auch, wenn du sagst “Nein!”, ich weiß, du musst auf’s Klo,

du hast gar kein Benehmen mehr, es geht einfach nicht so

 

Nein, nein, nein, nein, ich will nicht!

 

 

Arbeitslied

Es tut mir leid, mein Kind, es tut mir leid, 

ich muss zur Arbeit gehen, du wirst es bald verstehen

aber ich muss es tun, ich kann nicht länger ruh’n,

gib mir noch einen Kuss, bevor ich gehen muss

 

Ich reiße mich nun fort, von diesem schönen Ort,

die Arbeit schreit, ich hör’ es von ganz weit,

du winkst mir ach so zart, der Alltag ist zu hart,

ich will nicht mehr, der Abschied fällt mir schwer

 

Aber ganz eigentlich, wenn du mich fragst warum, 

dann weiß ich nicht wieso, ich nicht stets bei dir bin,

und wenn die Arbeit ruft, dann dreh’ ich mich nicht um, 

denn es macht alles Sinn, wenn ich nur bei dir bin

 

Es tut mir leid, mein Kind, es tut mir leid, 

doch so beginnt der Tag, obwohl ich gar nicht mag,

nun ist die Zeit vorbei und wir zwei sind entzwei,

ich wünsch mir sehr, dass ich bald wiederkehr’

 

Die Chefin wartet schon und winkt mit meinem Lohn,

was mach ich bloß, jetzt muss ich wirklich los,

die Zeit ist viel zu knapp und du gehst mir so ab,

wär’ ich nicht hier, sondern zurück bei dir

 

 

Hexenlied

Es kommt die alte Hex und fragt: “Mein liebes Kind, wie war dein Tag?”

Und ihr zu Füßen liegt ein Kater, der sieht so aus wie dein Vater,

und er raunt dir leise zu:  “Mein allerliebstes Kind bist du,

und zieht es dich auch in die Ferne, zähl’ ich nachts heimlich die Sterne.”

 

Der Kater kann ein Esel sein, und manchmal auch ein altes Schwein,

und mit der Hex heckst du was aus, in dem Familienschneckenhaus,

der Katzenvater mahnend spricht: “Vor blinden Kühen hüte dich,

willst du den Kirschenkern nicht schlucken, musst du ihn rechtzeitig ausspucken.”

 

Dein Haar wellt sich im Meeresschaum, es ist wie Rosskastanien braun,

doch Pferdeäpfel sind nicht deins, dafür die Butterblume meins,

die Katerohren schlackern im Wind: “Du wirst geboren als Katzenkind,

ein Katzenbär das sollst du sein, und niemals einsam und allein.”

 

 

Liebeslied

Gestern sagst du, heut ist morgen,

wenn wir uns die Zeit besorgen,

um gemeinsam zu zusehen, wie die Zeiger Kreise drehen

 

Wenn es regnet ohne Ende,

sprechen unsre Bücher Bände, 

du spinnst einen roten Faden durch Geschichten und Schubladen

 

Eines Tages kommt der Tag, an dem ich dich die Frage frag’,

in der Ferne bellt ein Wetter, du bleibst doch mein Lebensretter / meine Lebensretterin?

 

Diebesgüter, Liebeslieder, was da dein war, kehrt nicht wieder,

du hast mir mein Herz gestohlen, ich werd’ es mir nicht wieder holen,

Liebestöter früh am morgen machen uns gar keine Sorgen, 

Kieselsteine, Pferd und Kind wissen, dass wir glücklich sind

 

 

Leselied

Ich wünschte, ich könnte endlich lesen,

dann wär’ es das mit Vorlesen gewesen,

doch diese Buchstaben sind gemein,

denn sie sind hart, weich, groß und klein,

doch eines Tages wird es sein und ich lese ganz allein

 

Und dann laufen, fliegen, reiten,

aus den Bildern, Zeilen, Seiten,

meine Heldinnen und Helden,

zu mir aus all den Bücherwelten,

setzen sich zu mir ins Zimmer, bleiben da ab jetzt für immer

 

Kaspar Mütze, Kleiner Bär,

Tigerente und Tiger,

das Nachtgespenst stellt sich mir vor,

und heult dem Grüffelo ins Ohr,

Abraxas ruft dem Harry zu, der größte Zauderer bist du

 

Auf Du-und-Du mit Ich-bin-Ich, 

den Hotzenplotz fürchte ich nicht,

Herr Nielson macht sich einmal mehr zum Affen,

und lässt sogar die Wilden Kerle lachen,

Frau Mahlzahn schreit in ihrer Wut, doch die Rote Zora macht mir Mut

 

Die faulen Kater Mog und Findus,

besuchen Monika und Mingus,

im Apfelbaum sitzt Omama und lacht,

freundlich grüßt sie Karlsson auf dem Dach,

was dieser Conny so passiert, sie freut sich, auch wenn sie verliert

 

Fade und geheimnisvolle Inseln,

nachtschwarzes Meeresgeisterwinseln,

zwei Buchstaben sind ein Wort, dann kommt ein Satz,

meine Bücher sind mein größter Schatz,

und will ich einmal meine Ruh’, mach ich Buch und  Augen zu

 

 

Schlaflied

Wenn die Augenringe kommen, um sich im Mondschein zu sonnen, 

dann ist es so weit, es ist Schlafenszeit

 

Es gibt das Gemunkel, in der Nacht ist es dunkel, 

mit ruhigem Gewissen, wirf dich auf dein Kissen

 

Die Sterne scheinen, es mit uns gut zu meinen, 

sie himmeln dich an, so wie ich das auch kann

 

Wenn der Wimpernvorhang fällt, schwebt im Augenblick die Welt,

wie ist es nicht fein, gerade jetzt wir/hier zu sein

 

In der Stille der Nacht hat ein Baby gelacht,

wir rufen es leise, auf unsere Weise